Es handelt sich um Peter Carl Bausch, der eine Gaststätte im Haus Hauptstr. 80 (ehem. Elektro-Beckfeld) betrieb, damals als `in der Neustadt gelegen´ bezeichnet. Um 1900 zog Bausch in die Hauptstr. 94, wo später bis in die 1970er Jahre das Friseurgeschäft Kaiser zu finden war. Bausch war nicht nur Gastwirt, sondern auch Bäcker und Bierbrauer – und ein „Pionier“, der in Herborn das Exportbier einführte. Heute noch bekannt ist der „Bausch´sche Keller“ im Marienburger Park. Bausch war zudem Mitglied im Stadtvorstand und Mitbegründer und Dirigent des Männergesangvereins.
Eine gute Wahl als Gastgeber für die Runde, deren Mitglieder der Wetzlarer Carl Stuhl (1808 – 1877) in Portraits festgehalten hat, oft paarweise und manchmal sich zuprostend, zumeist mit unterschiedlichen Getränken und Flaschen vor sich. Die Vermutung liegt nahe, dass Stuhl mitgepichelt hat, denn der Herborner Blaufärber Jacob Stuhl war sein Cousin. Es handelt sich um von der Druckerei Gutbrodt gedruckte Lithografien. Mutmaßlich gab es nur eine kleine Auflage, bestimmt für die Angehörigen des geselligen Zirkels.
Es ist weder bekannt, ob die Abgebildeten dem Künstler Portrait gesessen haben, noch ist bekannt, wer die Arbeit in Auftrag gab. Es gibt kein Deckblatt oder ähnliches in dem Büchlein, nur die Bilder und ein später lose hinzugefügtes Blatt mit den Namen der Abgebildeten. Diese Aufzeichnung stammt von Ernst Koch, der sich laut Text auf die Erinnerungen des Mechanikus Meckel („eines der ältesten Herborner“) beruft. Koch erhielt die Informationen von seiner Tante, einer Tochter des damals bereits über 80-jährigen Meckel. Auch das Entstehungsjahr dieser Namensliste ist unbekannt.
Das Büchlein ist bedauerlicherweise das einzige Zeugnis dieser Runde, die keinen Verein oder fester Zusammenschluss bildete. Interessant und aufschlussreich ist aber der Blick auf die Namen: Außer Stuhl, Bausch und dem Polizeidiener Schleich – der vielleicht nur wegen seiner Verweise auf die Einhaltung der Polizeistunde Aufnahme ins Werk fand – sind 53 andere Männer abgebildet, die fast alle politisch sehr rührig und engagiert waren und sich zu den Demokraten zählten. Seit 1819 waren alle Vereine verboten. Sie durften nur tätig werden, wenn ihre Statuten nicht politisch waren, so auch der 1846 gegründete Herborner Turnverein. 18 Personen unterschrieben damals die Gründungsurkunde, 14 davon gehören der Herrenrunde „im Saale des Herrn Bausch“ an.
Viele der Abgebildeten unterzeichneten 1848 auch eine Petition, die dem Herzog vorgelegt werden sollte und beispielsweise „unbedingte Pressefreiheit“, „allgemeine Volksbewaffnung“, „sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments“, „die sofortige Vereidigung des Militärs auf die Verfassung“ und „das Recht der freien Vereinigung“ forderten. Außerdem wollten die Unterzeichner „öffentliche mündliche Verfahren bei Schwurgerichten“, Religionsfreiheit und die Änderung des Wahlgesetzes dahingehend durchsetzen, dass die Wählbarkeit nicht an bestimmte Vermögensverhältnisse gebunden war. Die Petition wurde dann allerdings nie eingereicht, da bereits weitgehende Zugeständnisse erreicht worden waren.
In späteren Jahren entwickelte sich der Zirkel politisch in unterschiedliche Richtungen; mehrere der Männer waren an der Gründung anderer Vereine beteiligt, so zum Beispiel an der des „Volksvereins“, sozusagen der ersten politischen Partei. Acht der zwölf Gründer finden sich im Büchlein wieder. Angehörige der Herrenrunde unterstützen auch den Volksleseverein, der die ersten Leihbüchereien einrichtete, und die etwas elitärere Lesegesellschaft.
Obwohl sie nicht die Einzigen sind, die einer Erwähnung wert sind, sollen hier nur drei Mitglieder herausgehoben werden: Johann Heinrich Döring, der im Januar 1849 mit 227 von 365 abgegebenen Stimmen (bei 408 Wahlberechtigten) der erste frei gewählte Herborner Bürgermeister wurde, Johann Martin Beck, der 1848 das „Herborner Wochenblatt“ gründete, aus dem später das „Herborner Tageblatt“ hervorging und schließlich Carl Becker, der Gründungsvorsitzende des Turnvereins 1846. Er war Lehrer und wurde von Herborn strafversetzt, da er 1849 mit dem Märzverein als Nachfolger des Volksvereins zu Waffengewalt zur Verteidigung der neuen Reichsverfassung aufgerufen hatte. (klk)