Es handelt sich um den Vorläufer eines Hinterladers: Der Hohlraum im Kammerstück wurde mit Schwarzpulver gefüllt und eine Lunte durch das Zündloch geschoben. Mit Holzkeilen hinter dem Rohr befestigt ließ sich das Geschütz so mit den in mehreren Kammerstücken vorbereiteten Treibladungen schnell einige Male hintereinander abfeuern. Außerdem war es erheblich sicherer, das Kammerstück entfernt vom Pulvervorrat und dem Schlachtgeschehen vorzuladen.
Johann Heinrich Hofmann, Gründer des Herborner Geschichtsvereins, verfasste in den "Geschichtsblättern" 1914 einen Vermerks, demzufolge dieses Kammerstück als "Falkonett" von seinem Enkel in der Nähe von Aachen von einem Dorfschmied angekauft worden war. Ähnliche Geschütze wurden auch in Dillenburg gegossen. Laut Inventar waren sie in Herborn um etwa 1550 auch im "Dicken Turm" an der Bornpforte vorhanden.
(K. Kordesch)